"benefit" 2_19 Rubrik "Service"
15. November 2022 | von Hanspeter Rast, Christine Marty, Manuel Rodriguez, Anja Zyska Cherix

Dermatologisches Vorsorgeprogramm für beruflichen Hautkrebs

Heller Hautkrebs kann in der Schweiz als Berufskrankheit anerkannt werden. Die Suva startet in bestimmten stark sonnenexponierten Berufen eine Vorsorgeuntersuchung.

Inhalt

      Hautkrebs als Berufskrankheit in der Schweiz

      Gemäss Praxis der Suva kommen die folgenden Hauttumore als Berufskrankheit (BK) in Betracht, sofern die betroffene Person eine jahrelange Tätigkeit vorwiegend im Freien ausgeübt hat: 

      • Plattenepithelkarzinom und Vorstufen (aktinische Keratosen) auf belichteter Haut
      • Basaliom auf belichteter Haut, sofern weitere Hinweise auf eine chronische Lichtschädigung bestehen

      Die Suva empfiehlt auch bei Lentigo maligna und Lentigo-maligna-Melanom nach entsprechender beruflicher Exposition die Meldung an die Unfallversicherung. Bei anderen Melanom-Formen wird zurzeit eine Meldung als BK nicht empfohlen, da hierfür die epidemiologische Evidenz für den Kausalzusammenhang fehlt.

      Voraussetzung für die Prüfung einer BK ist, dass die Person zur Zeit der beruflichen UV-Exposition unfallversichert war. Somit können auch bereits pensionierte Outdoor-Arbeitende bei der zuständigen Unfallversicherung angemeldet werden. Falls bestimmte Kriterien erfüllt sind und die Hautveränderung als BK anerkannt wird, laufen Behandlung und weitere Kontrollen vollumfänglich zu Lasten der Unfallversicherung. Für weitere Informationen siehe (1).

       

      Neues Vorsorgeprogramm

      Aktuell werden nur wenige Fälle mit den erwähnten Diagnosen als BK gemeldet. Um die Früherkennung zu verbessern, hat die Suva 2021 ein Pilotprojekt lanciert. Mitarbeitende einer Bauunternehmung ab dem Alter von 55 Jahren, die regelmässig draussen arbeiten, wurden in der dermatologischen Poliklinik des Inselspitals untersucht und betreffend Sonnenschutz beraten (2,3). Bei rund 20 Prozent wurde die Diagnose von hellem Hautkrebs oder dessen Vorstufen gestellt. 

      Ab 2023 wird das Pilotprojekt auf die Branchen Gebäudehülle Schweiz und Jardin Suisse (nur Gartenbaubetriebe) ausgeweitet. Die Suva wird die Betriebe beider Branchen für diese Vorsorgeuntersuchung unterstellen und dann ermitteln, welche Personen sich für die Untersuchung qualifizieren. Im Pilot 2 handelt es sich um alle Arbeitnehmenden im Alter von 55 Jahren, die weitgehend draussen arbeiten, und die aufgrund der Anzahl Berufsjahre mit Arbeit an der Sonne ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, an beruflich bedingtem hellem Hautkrebs zu erkranken. Die Untersuchungen werden danach schweizweit an dermatologischen Zentren erfolgen und beinhalten auch eine Beratung zum Sonnenschutz (Abb.1).

      Plakat, Sonnenschutz

      Abb.1 Plakat der Suva zur Sensibilisierung von Beschäftigten im Freien (kann unter www.suva.ch/sonne online bestellt oder heruntergeladen werden)

      Die Suva übernimmt die Kosten für die Untersuchung sowie - sofern es sich um eine BK handelt - die weiteren Heilkosten für Suva versicherte Schadenfälle. Die Koordination zwischen Suva-Informationskampagnen und Kontrollen am Arbeitsplatz, die Organisation der Untersuchungen mit den dermatologischen Zentren, der Einbezug der betroffenen Branchen und Kleinbetriebe sowie die neuen technischen und organisatorischen Ansprüche an das Programm stellen besondere Herausforderungen dar (Abb.2). Das Untersuchungsprogramm soll später auf weitere Branchen mit erhöhtem Risiko für hellen Hautkrebs ausgerollt werden.

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      Abb.2 Die Suva setzt sich für die Vermittlung praxistauglicher Lösungen zum Schutz vor natürlicher
      UV-Strahlung ein.

      Dieser Text erscheint auch in Dermatologica Helvetica 06/22.

      Korrespondenzadresse

      Dr. med. Hanspeter Rast
      Suva, Dermatologie/Venerologie und Arbeitsmedizin

      Literaturverzeichnis

      1. Rast H. Berufskrank durch chronische Ultraviolett-Exposition im Freien – Maladies professionnelles liées à une exposition chronique aux rayons ultraviolets en plein air. Derm. Hel. 2018; 30 (2): 20-23
      2. Krischek R, Marty Ch. Schutz der Haut vor natürlicher UV-Strahlung. EKAS Mitteilungsblatt. 2021; 93: 30-33 
      3. Krischek R, Marty Ch. Protection de la peau contre le rayonnement UV naturel. CFST Communications. 2021; 93: 30-33

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