Arbeitsunfall Paletten und Stapler – Beispiel für die Schulung
Stapler sind in vielen Betrieben unverzichtbar. Wenn sie jedoch unsachgemäss eingesetzt werden, können schwere Unfälle geschehen. Sandro M. (Name geändert) wurde von einer Palette erschlagen, weil ein Staplerfahrer die 200 kg schwere Last ins Rutschen brachte und diese auf Sandro M. kippte.
Inhalt
Kurz und bündig
Ein Arbeitsunfall geschieht nie aus heiterem Himmel. Die Aufarbeitung des Falls von Sandro M. ergab, dass folgende Fehler zum Unfall führten:
- Ein abzutransportierender Palett-Stapel konnte nicht am Gabelrücken anliegend angehoben werden, weil er auf der Ladebrücke eines LKW zu weit vom Stapler entfernt stand.
- Der Fahrer hob den Stapel an, worauf dieser in Schieflage geriet und kippte.
- Auf dem Stapel zuoberst lag eine 200 kg schwere Palette ungesichert auf zwei Transportkisten.
- Sandro M., der Chauffeur des LKW, stand hinter der Ladebrücke, im Fallbereich der stürzenden Palette
Mit diesem Beispiel können Sie Ihre Mitarbeitenden dafür sensibilisieren, die lebenswichtige Regeln für Arbeiten mit Staplern einzuhalten. Hier zentral:
- Stapler vorschriftsgemäss bedienen
- Last sichern
- Nicht improvisieren
Rekonstruktion des Unfalls
Dieses Beispiel beruht auf einer wahren Begebenheit. Namen und Einzelheiten wurden geändert.
Ein Staplerfahrer entlädt einen Lastwagen. Er hat seine Arbeit fast beendet. Als er den letzten Palett-Stapel erfassen will, merkt er, dass dieser zu weit von ihm entfernt ist, und er ihn deshalb nicht vollständig mit der Gabel unterfahren kann. Der Lagerist begeht einen verhängnisvollen Fehler: Er möchte den Stapel näher zu sich ziehen, obwohl er ihn nicht vorschriftsgemäss erfassen kann. Er schiebt die Spitzen seines Staplers unter die Fracht und hebt sie an. Zuoberst auf dem Stapel liegt eine lose, 200 kg schwere Palette mit Rohrbogen ungesichert auf zwei Transportkisten. Sie gerät ins Rutschen und fällt dann mit Getöse über die Bordwand des LKW.
Der Unfall hätte mit einem Sachschaden enden können. Doch unglücklicherweise geht genau in diesem Moment genau dort, wo die Palette herunterfällt, Chauffeur Sandro M. hinter der Bordwand am Fahrzeug entlang. Er hört zwar ein lautes Geräusch, doch ist es zu spät, um wegzurennen. Der frisch gebackene Grossvater wird von der Palette mit voller Wucht am Kopf getroffen. Obwohl Arbeitskollegen schnell zur Hilfe eilen, verstirbt der LKW-Lenker noch auf der Unfallstelle.
Ein Untersuchungsverfahren wird eingeleitet, das klären soll, ob der Arbeitgeber für den Unfall verantwortlich ist.
An diesem Abend wird der Platz von Sandro am Familientisch leer bleiben, und er wird seinen Enkel nicht heranwachsen sehen.
Analyse der Fehlerkette
Wenn man den Fall von Sandro M. anschaut, findet man mehrere Ursachen, die für den Arbeitsunfall verantwortlich waren.
Last nur auf die Gabelspitze geladen
Der Staplerfahrer, der den LKW entlädt, sieht zwar, dass der Stapel zu weit von ihm entfernt liegt. Er weiss, dass er den Lastwagen umrunden und von der anderen Seite zugreifen sollte. Doch müsste der LKW umgeparkt werden, das kostet Zeit. Deshalb schiebt er nur die Spitzen der Gabeln unter den Stapel und hebt ihn an, um ihn näher zu sich zu ziehen. Damit hat er einen fatalen Entscheid gefällt.
Ungesicherte Fracht auf dem Stapel
Eine mit Rohrbogen beladene Palette liegt ungesichert auf zwei Transportkisten. Der Stapel steht schräg, und die Palette mit der 200 kg schweren Last beginnt zu rutschen. Sie kann nicht mehr aufgehalten werden und fällt über die Bordwand, genau auf die Stelle, wo sich Sandro M. befindet.
Mensch im Gefahrenbereich
Nicht sichtbar für den Staplerfahrer steht Sandro M. im Gefahrenbereich der abstürzenden Fracht. Mit voller Wucht wird er am Kopf getroffen. Arbeitskollegen eilen zur Hilfe und versuchen, den Familienvater wiederzubeleben. Doch kommt jede Hilfe zu spät, er verstirbt noch auf der Unfallstelle. Er wird seine Angehörigen nie wiedersehen.
Rechtliche Grundlagen
Vorgaben für Arbeitgeber gemäss Art. 6 VUV
Die Verordnung verlangt, dass Arbeitgeber alle Mitarbeitenden angemessen instruieren und sie sowohl über die Gefahren als auch über die Massnahmen zur Arbeitssicherheit aufklären. Zudem liegt es in ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Sicherheitsmassnahmen eingehalten werden.
Ausbildungspflicht für Staplerfahrer gemäss Art. 8 VUV
Stapler zu fahren gilt als Arbeit mit besonderen Gefahren. Deswegen dürfen nur ausgebildete Mitarbeitende Stapler bedienen.
Pflichten der Arbeitnehmenden gemäss Art. 11 VUV
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen die Weisungen zur Arbeitssicherheit befolgen und die Sicherheitsregeln berücksichtigen. Sie tragen die persönliche Schutzausrüstung, beseitigen Mängel, die sich auf die Arbeitssicherheit auswirken, und nehmen keine berauschenden Mittel ein, die sie während ihrer Tätigkeit beeinträchtigen.
Rechtliche Grundlagen zum Transport und zur Lagerung von Gegenständen gemäss Art. 41 VUV
Gegenstände und Materialien müssen so transportiert und gelagert werden, dass sie nicht in gefahrbringender Weise umstürzen, herabstürzen oder abrutschen können.