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ÖV-Betrieb hilft nach Stromschlag

Gerhard Käser: «Ich bekam ein neues Leben geschenkt»

Inhalt

      Kurz und bündig

      Nur mit Glück überlebte Lokomotiv-Mechaniker Gerhard Käser einen schweren Arbeitsunfall. Obwohl der 50-Jährige heute mit Einschränkungen lebt, ist er glücklich – privat und im Job. Auf dem Weg zurück in ein normales Leben spielte sein Umfeld eine entscheidende Rolle.

      16 000 Volt, ein riesen Knall, ein Lichtblitz – Gerhard Käser liegt brennend am Boden. «Es muss ein schlimmer Anblick gewesen sein», sagt er heute, zwei Jahre nach dem verheerenden Ereignis. Gerhard Käser erinnert sich, dass er sich selber schreien hörte vor Schmerzen. Er vernahm auch die Stimmen der Notfallärzte und der geschockten Kollegen – doch dann ist da plötzlich nichts mehr. «Der Nachmittag des 21. Juni 2013 ist komplett aus meiner Erinnerung gelöscht», erzählt Käser.
      Es war ein Freitag wie jeder andere, als sich Gerhard Käsers Leben von der einen Sekunde auf die andere für immer veränderte. Der Lokomotiv-Mechaniker der Aare Seeland mobil AG war an jenem Junitag im Jahr 2013 daran, im Depot der Oensingen-Balsthal-Bahn eine defekte Diesel-Lok in Stand zu setzen. Käser, seit 1988 im Betrieb, war mit Malerarbeiten an der Lokomotive beschäftigt, als ein anderer Mechaniker die Fahrleitung einschaltete. Was dann von einem Knall und einem Lichtblitz begleitet folgte, glich einem unvorstellbaren Alptraum.

      Neun Operationen in zehn Tagen

      Die ersten Tage nach dem Unfall sind für den Patienten und sein Umfeld eine Tortur. Sein Oberkörper ist übersät mit schwersten Verbrennungen dritten Grades; besonders die linke Körperseite hat es schwer getroffen. So schwer, dass Käser den Unfall nur mit Glück überlebte. In den ersten zehn Tagen im Züricher Uni-Spital wird der Mechaniker neun Mal unter Vollnarkose operiert. Dreieinhalb Wochen verbringt er insgesamt auf der Intensivstation; er ist vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Zwei Mal hört sein Herz während dieser Zeit auf zu schlagen. «Fast vier Wochen lang war nicht sicher, ob ich die Sache überleben würde», sagt Käser. Doch er überlebt – und kämpft.

      Grosse Fortschritte

      Nach der Intensiv- kommt er in die Pflegestation. «Die zwei Wochen auf der Bettenstation kamen wir ewig lang vor», so Käser. Doch dann, am 4. August 2013, gehts endlich vorwärts. Käser kommt in die Rehabilitationsklinik der Suva nach Bellikon. «Von diesem Moment an ging es nur noch bergauf.» Nach einer Woche kann Käser seine linke Hand wieder öffnen und schliessen, nach zehn Tagen geht er erstmals in die Physiotherapie. «Die stetigen Fortschritte haben mich angespornt, immer weiter zu kämpfen», erinnert sich Käser. Als der Direktor der Aare Seeland mobil AG (asm) seinen langjährigen Mitarbeiter besucht, ist für beide klar, dass Gerhard Käser so rasch wie möglich wieder zurückkehren würde.

      Grosse Herausforderung

      Seit 1988 arbeitet Käser für die asm. Dass er den Verunfallten nicht einfach hängen lassen würde, war für den Arbeitgeber selbstverständlich. Herausfordernd und ungewohnt war die Situation für den Arbeitgeber natürlich trotzdem. Die asm betont in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit der zuständigen Case Managerin der Suva. Sie diente in dem Fall als Drehscheibe für alle involvierten Parteien. «Der Job bedarf viel Fingerspitzengefühl», betont die Case Managerin. Ein solches Ereignis sei schliesslich für alle Betroffenen eine grosse Herausforderung. Die Aare Seeland mobil AG hätte diese Herausforderung jedoch hervorragend gemeistert, sagt die Case Managerin.

      Pensum laufend gesteigert

      Zuerst war Käser nur einige Stunden pro Woche im Betrieb, «zu therapeutischen Zwecken, ohne dass die Leistung im Vordergrund stand», erklärt die Case Managerin. Ab 1. April 2014 arbeitete er 50 Prozent, danach steigerte er sein Pensum nach und nach in 10-Prozent-Schritten. Seit dem 6. Oktober 2014 arbeitet Gerhard Käser wieder 100 Prozent. «Die Reintegration verlief optimal», sagt die Case Managerin der Suva. Entscheidend für die erfolgreiche Wiedereingliederung war natürlich vor allem Gerhard Käser selbst. Käsers Tatendrang war so stark, dass ihn seine Kollegen manchmal fast bremsen mussten. «Vielleicht hat genau dieser Wille zum Erfolg geführt», sagt Käser lächelnd. Das und die bedingungslose Unterstützung seiner Freundin. «Sie und ihre beiden Kinder waren stets für mich da. Das hat mir unglaublich viel Kraft gegeben.» Obwohl es ihm heute gut geht, wird Gerhard Käser wohl nie mehr ganz ohne Einschränkungen leben können. Seit dem Unfall trägt er eine Art Neopren-Anzug, der ihn vor der Sonne schützt. Käser freut sich jetzt schon darauf, dass er diesen schon bald «im Kleiderschrank versorgen» kann. Im Sommer ist es so weit. An die pralle Sonne darf er trotzdem nicht mehr – zu empfindlich ist seine Haut. «Früher fuhren wir in den Sommerferien gerne ans Meer, doch das geht heute nicht mehr.» Gerhard Käser hält kurz inne, seufzt kurz – und sagt mit einem Lächeln: «Aber ich beklage mich nicht. Ich habe schliesslich ein neues Leben geschenkt bekommen.»

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