Versicherungsmissbrauch_Suva_Büro_10525
18. September 2017 | von Marcel Hauri

Der erfundene tote Cousin

Bei Verdacht auf Versicherungsbetrug schaut die Suva genau hin. Das zeigt der aktuelle Fall eines Mannes, der einen Verkehrsunfall in Pakistan vorgaukelte.

Inhalt

      Versicherungsmissbrauch_Suva_Büro_10525

      Beziehen Personen durch bewusst falsche oder unterschlagene Angaben Suva-Leistungen, die ihnen nicht zustehen, liegt Versicherungsmissbrauch vor.

      Der Fall liegt schon länger zurück. Vor rund sieben Jahren reichte ein Mann – nennen wir ihn Dhoka – bei der Suva Zentralschweiz eine Unfallmeldung ein. Er sei in Lahore in einen schweren Verkehrsunfall mit einem Motorrad verwickelt gewesen, sein Cousin, der am Steuer sass, sogar verstorben. Dhoka reichte Arztzeugnis und Unfallmeldung ein. Weil er auf den ersten Blick plausibel darlegen konnte, dass er tatsächlich in einen Unfall verwickelt war, wurden ihm rund 47 000 Franken Taggelder und Heilkosten in der Höhe von 28 000 Franken ausbezahlt.

      Gefälschte Unfallmeldung und ein erfundener Cousin

      Als der zuständige Schadenspezialist weder Belege vom Spital in Pakistan noch den Polizeirapport zum Unfallhergang bekommen konnte, wurde Dhoka zu einer Befragung durch die Spezialisten der Koordinationsstelle Missbrauch der Suva vorgeladen. «Wenn wir Verdacht schöpfen, laden wir die Person nochmals zu einem ausführlichen Abklärungsgespräch ein» sagt Roger Bolt, Teamleiter Missbrauchsbekämpfung.

      Die weiteren Abklärungen nach dem Gespräch erhärteten den Verdacht, dass die ganze Unfallgeschichte erfunden war: die Unfallmeldung stellte sich als Fälschung heraus und die Arztbesuche waren ganz normale Gesundheitschecks. Auch der verstorbene Cousin war unauffindbar; weder Geburts- noch Sterbeurkunde existierten.

      Was bleibt, ist ein Schuldschein

      In der Folge forderte die Suva die geleisteten Zahlungen von Dhoka zurück. Für Roger Bolt ist der Fall exemplarisch, wie die Spezialisten aus seiner Abteilung Betrüger überführen können. Mit Akribie, Abklärungen vor Ort und einer persönlichen Vorladung.

      Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Die geleisteten 75 000 Franken müssen wohl abgeschrieben werden. Dhoka war hoch verschuldet. «Immerhin konnten wir einen Schuldschein erwirken», sagt Bolt. Heute würde ein solcher Fall von Beginn an genauer angeschaut, dank besserer Software und strengeren Regeln, ergänzt Bolt. Davon profitierten die ehrlichen Prämienzahler.

      Dhoka wurde übrigens vom Luzerner Kriminalgericht wegen Betrug und Urkundenfälschung zu einer Gefängnisstrafe von 6 Monaten verurteilt . Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

      Die Suva bekämpft Versicherungsbetrug konsequent

      Die Koordinationsstelle Missbrauch der Suva ist für die Überprüfung der Verdachtsfälle zuständig und bekämpft den Versicherungsmissbrauch konsequent. Immer häufiger erhält sie Hinweise von aussen. Rund 950 Meldungen mit Verdacht auf Missbrauch wurden im vergangenen Jahr unter die Lupe genommen. Seit Einführung der Missbrauchsbekämpfung im Jahr 2007 konnten über 135 Millionen Franken eingespart werden.

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