9. September 2024 | von Stefan Joss, Foto: Roland Schmid

Erfolgreiche Prävention: Das Führungsteam macht den Unterschied

Thomas Tschopp ist bei der Rero AG in Waldenburg Geschäftsführer und Sicherheitsbeauftragter. Die Arbeitssicherheit im Alleingang zu stärken, klappte nicht. Heute setzt er auf das Führungsteam. Eine Erfolgsgeschichte.

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      Verätzungen, Hand-, Fuss- und Augenverletzungen, Stürze – als Sicherheitsbeauftragter (SiBe) in der Metallveredelungsbranche wurde Tschopp in den letzten zehn Jahren mit den unterschiedlichsten Unfällen konfrontiert. Oft lagen die Zahlen seines Unternehmens über dem Branchendurchschnitt. Die Geschäftsleitung hat deshalb das Ziel gesetzt, die Berufsunfälle auf maximal fünf pro Jahr zu reduzieren. 

      Versuche ohne Erfolg

      Einerseits führte Rero neue Handschuhe und neue Sicherheitsschuhe ein. «Das hat die Zahl der Stiche in die Hand und der Fersenverletzungen praktisch eliminiert», sagt Tschopp. Zudem hat Rero eine Prämie ausgeschrieben: Gibt es in einem Jahr keinen einzigen Berufsunfall, zahlt das Unternehmen allen Mitarbeitenden einen Betrag aus. «Über mehrere Jahre konnten wir keine nennenswerten Beträge ausbezahlen. Um das Ziel der Geschäftsleitung zu erreichen, waren also neue Massnahmen nötig.»

      Sich gegenseitig gewarnt

      Um die Augen seiner Mitarbeitenden zu schützen, ging Tschopp häufig durch die Produktionshallen und prüfte, ob alle Mitarbeitenden ihre Schutzbrillen trugen. Ihm war damals nicht bewusst, dass sich die Mitarbeitenden gegenseitig warnten, wenn er sich auf den Weg machte. Sobald Tschopp ausser Sichtweite war, setzten sie die Brillen wieder ab. Der Geschäftsführer fühlte sich als Einzelkämpfer.

      Führungsteam im Fokus

      Ein zentraler Hebel für den Erfolg sei, die Verantwortung für Sicherheit auf mehrere Schultern zu verteilen, ist Tschopp überzeugt. Seit vier Jahren thematisiert das Führungsteam zusammen mit der Suva in Workshops Aspekte der Arbeitssicherheit. Sie arbeiten zudem an ihrer Kommunikationsfähigkeit. Zum Beispiel, wie sie einer Person aus einer anderen Abteilung auf gute Art sagen, dass diese sich besser schützen soll. 

      Sicherheit als Teil der Kultur

      Die fremdsprachigen Mitarbeitenden können an Sprachkursen teilnehmen, denn «Missverständnisse sind ein Sicherheitsrisiko», so Tschopp. Die recht aufwändigen Unfallabklärungen macht nicht mehr der Sicherheitsbeauftragte, sondern die direkten Vorgesetzten. Daraus leiten sie Verbesserungsmassnahmen ab. Zudem führen die Vorgesetzten im eigenen Bereich selbständig Audits durch und nutzen die Resultate für Gespräche mit den Mitarbeitenden über das Thema Sicherheit. Tschopp ist überzeugt: «So ist die Sicherheit Schritt für Schritt Teil der Rero-Kultur geworden.»

      Runter auf null Unfälle

      Seit 2020 reduzieren sich die Unfälle stetig, deshalb hat die Geschäftsleitung die Latte höhergeschraubt: Ihr neues Ziel ist null Berufsunfälle. Im laufenden Jahr sind sie damit auf Kurs. 

      Zudem spürt Thomas Tschopp einen Wandel bei Mitarbeitenden und Führungskräften, denn sie tragen zum Beispiel ihre PSA – egal ob er im Raum ist oder nicht. «Das hat sicherlich damit zu tun, dass sich unser Führungsteam seit Jahren für mehr Arbeitssicherheit engagiert. Es ist uns gelungen, den Mitarbeitenden überzeugend zu vermitteln: ‹Eure Gesundheit liegt uns am Herzen.›»

      Präventionskultur, was ist das?

      Eine gelebte Präventionskultur besteht aus sechs miteinander verbundenen Dimensionen, wobei die Kommunikation im Zentrum steht. In diese Handlungsfelder sollte ein Unternehmen investieren, um Sicherheit und Gesundheit im Arbeitsalltag und in der Freizeit zu verankern.

      In diesem Artikel geht es um die Dimension Verantwortung: Mitarbeitende übernehmen Verantwortung für ihre eigene Sicherheit, aber auch für ihre Kolleginnen und Kollegen. Sie tragen ihre PSA, ohne dass sie dazu aufgefordert werden oder sagen zum Beispiel STOPP, wenn die Arbeitssituation gefährlich ist. 

      Erfahren Sie hier mehr zu den sechs Dimensionen der Präventionskultur.

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