Sichere Pressen
Bei der Bedienung von Pressen und Stanzen ereignen sich immer wieder Unfälle. Hier erfahren Sie, worauf es für einen sicheren Umgang mit Pressen und Stanzen zu achten gilt und welche unterschiedlichen Schutzvorrichtungen existieren.
Inhalt
Kurz und bündig
Die Kräfte, die bei Pressen wirken, sind hoch. Kommt es zu einem Unfall, sind die Verletzungen meistens schwer. Indem Sie Pressen sicher einsetzen und entsprechende organisatorische Massnahmen vornehmen, können Sie solche Vorfälle verhindern.
Das sind die wichtigsten Punkte:
- Organisieren Sie regelmässige Schulungen für die Bediener und die Einrichter.
- Sorgen Sie für eine angemessene Instandhaltung der Pressen und halten Sie sich dabei an die Vorgaben der Hersteller.
- Prüfen Sie im Rahmen von Sicherheitsinspektionen kontinuierlich, ob die Pressen im Betrieb von Ihren Mitarbeitenden sicher eingesetzt werden.
Gerne informieren wir Sie nachfolgend über die verschiedenen Formen der Schutzeinrichtungen, die für Pressen existieren.
Nur sichere Pressen einsetzen
Pressen und Stanzen sind Maschinen mit hohem Gefahrenpotenzial. Betreiben Sie sie nur, wenn wirksame Schutzeinrichtungen verhindern, dass Ihre Mitarbeitenden in den Gefahrenbereich des Werkzeugs oder anderer bewegter Teile greifen können.
Individuelle Schutzmassnahmen
So unterschiedlich die Pressen oder Stanzen sind, so verschieden ist auch deren Schutzeinrichtung. Erfahren Sie hier, welche Schutzeinrichtungen bei welchen Pressen zum Einsatz kommen.
«Sichere Werkzeuge» eignen sich für das Bearbeiten von stangenförmigem oder von Bandmaterial. Sind an einer Presse keine weiteren Schutzeinrichtungen wirksam, darf sie nur mit sicheren Werkzeugen oder für Warmumformarbeiten eingesetzt werden. Entsprechend ist es Ihre Pflicht, solche Pressen mit einem entsprechenden, gut sichtbaren Warnkleber zu kennzeichnen.
Anforderungen an sichere Werkzeuge
Schutzwirkung
Ein sicheres Werkzeug ist so gestaltet, dass die Gefahrenstellen mit den Händen und Fingern nicht erreicht werden können.
Sicherheitsanforderungen beim Verwenden sicherer Werkzeuge
Gewisse Werkzeuge, beispielsweise Stanz-Werkzeuge, müssen klare Richtlinien erfüllen. So wird die Verletzungsgefahr für die Bediener reduziert.
Werden in Ihrem Betrieb Pressen ausschliesslich mit sicheren Werkzeugen betrieben (d.h. es stehen keine weiteren Schutzeinrichtungen zur Verfügung), so muss dies an der Presse deutlich sichtbar angeschrieben sein.
Sicherheitsabstände gemäss SN EN ISO 13857
Die Abmessungen der Öffnung e entsprechen der Seite einer quadratischen, dem Durchmesser einer kreisförmigen und der kleinsten Abmessung einer schlitzförmigen Öffnung. Die Abstände gelten für Personen ab 14 Jahren.
Fingerspitzen
Öffnung e | Sicherheits-Abstand sr | ||
Schlitz | Quadrat | Kreis | |
e ≤ 4 | sr ≥ 2 | sr ≥ 2 | sr ≥ 2 |
4 < e ≤6 | sr ≥ 10 | sr ≥ 5 | sr ≥ 5 |
Finger bis Fingerwurzel oder Hand
Öffnung e | Sicherheits-Abstand sr | ||
Schlitz | Quadrat | Kreis | |
6 < e ≤ 8 | sr ≥ 20 | sr ≥ 15 | sr ≥ 5 |
8 < e ≤ 10 | sr ≥ 80 | sr ≥ 25 | sr ≥ 20 |
10 < e ≤ 12 | sr ≥ 100 | sr ≥ 80 | sr ≥ 80 |
12 < e ≤ 20 | sr ≥ 120 | sr ≥ 120 | sr ≥ 120 |
20 < e ≤ 30 | sr ≥ 850* | sr ≥ 120 | sr ≥ 120 |
* Wenn die Länge einer schlitzförmigen Öffnung ≤ 65 mm beträgt, wirkt der Daumen als Begrenzung, sodass der Sicherheitsabstand auf 200 mm reduziert werden kann.
Arm bis zum Schultergelenk
Öffnung e | Sicherheits-Abstand sr | ||
Schlitz | Quadrat | Kreis | |
30 < e ≤ 40 | sr ≥ 850 | sr ≥ 200 | sr ≥ 120 |
40 < e ≤120 | sr ≥ 850 | sr ≥ 850 | sr ≥ 850 |
Mindestabstände gemäss EN 349
Im Werkzeugraum dürfen keine sogenannten Sekundärquetschstellen vorhanden sein, z. B. zwischen Spannschrauben und Stössel oder zwischen Stössel und Stanzeinheit. Halten Sie die erforderlichen Mindestabstände zwischen festen und bewegten Teilen ein oder bringen Sie feste Verkleidungen an.
Kopf
Arm
Hand, Faust
Finger
Diese Schutzeinrichtung (z. B. Schutztüre) wird häufig bei automatisch betriebenen Pressen eingesetzt. Für Handeinlegearbeiten eignet sie sich nur bedingt.
Der Werkzeugraum der Presse muss vollständig geschlossen sein. In den Werkzeugraum zu greifen darf nur möglich sein, wenn die Schutztüre geöffnet und damit die Presse sicher stillgesetzt ist.
Für Handeinlegearbeiten, bei denen bei jedem Arbeitsgang in das offene Werkzeug gegriffen werden muss, sind sogenannte bewegliche Abschirmungen geeignet (steuernde trennende Schutzeinrichtungen mit Zuhaltung). Der Werkzeugraum der Presse muss vollständig geschlossen sein. In den Werkzeugraum zu greifen darf nur möglich sein, wenn die Hubtüre geöffnet und damit die Presse sicher stillgesetzt ist.
Lieferanten von Schutzeinrichtungen
Folgende Firmen bieten steuernde, trennende Schutzeinrichtungen mit Zuhaltung an:
CEP Technique SA
Metallbearbeitung
Beutler Nova AG Stanz- und Umformtechnik
Metallbearbeitung
PAS Engineering AG
Metallbearbeitung
Greub Machines SA Achat et vente de machines
Metallbearbeitung
Swiss Machines Sàrl Achat & vente de machines-outils
Metallbearbeitung
Die Verwendung eines Lichtvorhangs setzt voraus, dass der Pressenhub in allen Hubpositionen stillgesetzt werden kann. An Pressen mit formschlüssigen Kupplungen (z. B. Drehkeilkupplungen) sind diese Schutzeinrichtungen deshalb nicht zulässig. Details siehe «Sicherheitsanforderungen an berührungslos wirkende Schutzeinrichtungen an Pressen».
Die Verwendung einer Zweihandschaltung setzt voraus, dass der Pressenhub in allen Hubpositionen stillgesetzt werden kann. An Pressen mit formschlüssigen Kupplungen (z. B. Drehkeilkupplungen) sind Zweihandschaltungen deshalb nicht zulässig. Kommen diese bei Pressen zum Einsatz, müssen sie spezielle Anforderungen erfüllen (siehe Checklisten «Automatische Pressen», «Pneumatische und elektrische Pressen» und «Hydraulische Pressen mit manueller Beschickung»).
Betriebspersonal instruieren
Führen Sie neben den pressenspezifischen Sicherheitsvorschriften gemäss Betriebsanleitung auch allgemein geltende Sicherheitsregeln ein und setzen Sie sie durch. Stellen Sie sicher, dass die Einrichter und die Bediener der Pressen sowohl über die pressenspezifischen Vorschriften als auch die allgemeinen Regeln instruiert sind. Diese Instruktionen sind zu dokumentieren.
Pressen instand halten
Lassen Sie die Pressen periodisch – mindestens einmal jährlich – durch Fachpersonal prüfen und instand halten. Dazu gehört auch die periodische Inspektion und Wartung der Sicherheitseinrichtungen. Die Instandhaltungen sind zu dokumentieren. Details dazu finden Sie im Merkblatt «Instandhaltung planen und überwachen».
Periodische Sicherheitsinspektionen durchführen
Prüfen Sie regelmässig, ob alle Pressen im Betrieb sicher eingesetzt werden. Treffen Sie beim Feststellen von Mängeln die nötigen Massnahmen. Dafür eignen sich die Checklisten «Automatische Pressen», «Pneumatische und elektrische Pressen» und «Hydraulische Pressen mit manueller Beschickung».