Personalverleih, Einsatzbetrieb und Temporärarbeitende: Eine komplexe Beziehung
Temporärarbeitende haben ein höheres Risiko zu verunfallen und bleiben länger abwesend nach einem Unfall als festangestellte Mitarbeitende. Dadurch steigt die Prämienlast für die Verleihbetriebe.
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Temporärarbeitende sind immer wieder in neuen Betrieben und Funktionen tätig. Das Unfallrisiko ist daher um etwa 20 Prozent höher als bei einem fest angestellten Mitarbeitenden. Auch das Absenzrisiko ist bei Temporärarbeitenden um fast 40 Prozent höher. Der Verleihbetrieb ist als Arbeitgeber verantwortlich für die Arbeitssicherheit des Temporärarbeitenden. Was auf dem Papier klar geregelt ist, stellt sich in der Praxis als grosse Herausforderung dar.
Viele Unfälle bei Temporärarbeitenden
Der Inhaber der Rhy Personal AG, Michel Wirth, kennt die Problematik bestens. Das Unternehmen vermittelt seit rund 17 Jahren Personal vorwiegend ins Bauhaupt- und Baunebengewerbe. Wirth kämpft damit, dass er überdurchschnittlich viele Unfälle bei seinen Temporärarbeitenden verzeichnet.
Eine gute Zusammenarbeit mit seinen Kunden, also den Einsatzbetrieben, ist für Michel Wirth einer der Schlüssel, um die Unfälle zu reduzieren. Er versucht, mit den Sicherheitsbeauftragten der Einsatzbetriebe in engem Kontakt zu stehen. Mit Marco Suter hat er bei der Selmoni Gruppe, dem Unternehmen für Elektrotechnik, einen verlässlichen Partner gefunden.
Temporärarbeitenden tragen unterschiedliche Rucksäcke
Suter sieht die Herausforderung darin, dass die Temporärarbeitenden ganz unterschiedliche Rucksäcke an Ausbildungen mitbringen. So unterscheide sich das technische Knowhow sowie das Bewusstsein in Sachen Arbeitssicherheit von Person zu Person erheblich.
Marco Suter erwartet vom Personalverleiher, dass ein stetiger Austausch stattfindet. «Nur bei ehrlichen Gesprächen kommt das Thema Arbeitssicherheit konsequent auf den Tisch und wir können Lösungen suchen und finden», ist Suter überzeugt. Dadurch könnten Unfälle und das daraus entstehende Leid verhindert werden. Das gleiche Ziel verfolgt auch Michel Wirth.
Beim Personalverleih in die Arbeitssicherheit investieren
Um mehr über Arbeitssicherheit, Prävention und die rechtlichen Konsequenzen bei einem Unfall zu erfahren, liess er sich vor Kurzem in einer Sicherheitsschulung weiterbilden. «Ich musste feststellen, dass in unserer Firma noch viel zu tun ist.»
Die Personalberaterinnen und -berater können erst nachdem sie selbst eine Affinität zum Thema Arbeitssicherheit entwickelt haben, die Temporärarbeitenden entsprechend sensibilisieren. Die dadurch erhoffte Reduktion von Unfällen, hat auch Auswirkungen auf die Firmenkosten.
Prämien senken
«Die Prämien der Suva sind hoch – sehr hoch», sagt Wirth. «Wenn wir diese Kosten senken können, bedeutet das für meine Personalberatenden höhere Margen.» Um das zu erreichen, holte sich Wirth direkt bei der Suva Unterstützung.
Konsequentes Absenzenmanagement im Personalverleih
Wenn es trotz Präventionsanstrengungen zu einem Unfall kommt, ist ein stringentes Absenzenmanagement von Nöten. Zusammen mit dem Präventionsspezialisten der Suva Basel, Karl von Gierke, hat Michel Wirth das Absenzenmanagement der Rhy Personal AG analysiert. Daraus resultierten verschiedene Massnahmen. So entstanden Regeln, die bei einem Arbeitsausfall zum Zug kommen, die der Temporärarbeitende bereits beim Vertragsabschluss unterschreiben muss. So wird vereinbart, dass er beispielsweise sein Arztzeugnis – wenn immer möglich – persönlich vor Ort abgibt. Eine andere Massnahme betrifft die Personalberatenden, die mit den verunfallten oder erkrankten Personen in einem regelmässigen Kontakt bleiben müssen. Sie können dadurch besser abschätzen, wann eine Reintegration in Angriff genommen werden kann und sie wertschätzen die bisher geleistete Arbeit des Temporärarbeitenden. Im Kurs «Absenzenmanagement» der Suva erlernen die Teilnehmenden all diese Instrumente. Karl von Gierke verspricht: «In der Betreuung von abwesenden Mitarbeitenden liegt ein enormes betriebswirtschaftliches Sparpotenzial.»
Personalverleih, Einsatzbetrieb und Suva: Alle müssen zusammenarbeiten
Durch Prävention können Arbeitsunfälle reduziert werden. Das führt zu weniger Ausfalltagen. Auch mit einem konsequenten Absenzenmanagement können die Ausfalltage verringert werden. Dazu ist das Zusammenspiel zwischen dem Verleihbetrieb, Einsatzbetrieb und der Suva zentral. Michel Wirth bringt es auf den Punkt: «Wir müssen als Unternehmer und Versicherer zusammen und nicht gegeneinander arbeiten.»
Massnahmenplan für den Personalverleih
Um den Herausforderungen zu begegnen, haben die Suva und der Branchenverband der Verleihbetriebe «swissstaffing» unter Einbezug von Personalverleihern ein Set von Massnahmen beschlossen. Die erste Massnahme ist bereits in Umsetzung: An den Schulungen in den Bereichen «Care Management» sowie «Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz systemisch organisieren», die in Zürich, Lausanne und Lugano stattfinden, nehmen seitens der Suva Fachexperten teil. Sie führen die Kurse und stellen dank ihrer langjährigen Erfahrung einen hohen Praxisbezug sicher.
Infos zu den Schulungen finden Sie hier
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