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11. Oktober 2023 | von Regula Müller

Paraplegie nach Gleitschirmunfall

Vor sechs Jahren verunfallte Marc Elmer beim Gleitschirmfliegen. Seither sitzt er mit einer kompletten Paraplegie im Rollstuhl.

Inhalt

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      Vor Marc Elmer (34) stehen zwei grosse Ereignisse, die es ohne seinen Unfall nicht gäbe: die Prüfung für den eidgenössischen Fachabschluss zum Rehatechniker sowie die EM im Para-Badminton in Holland. «Der Unfall hat mein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Dafür darf ich jetzt neue Erfahrungen machen», sagt Marc Elmer. Seinen Beruf als Maurer Vorarbeiter und auch sein Hobby – das Gleitschirmfliegen – musste er aufgeben.

      Komplette Paraplegie

      Der Unfall passierte als er einen neuen Schirm testete und bei einem Manöver die Kontrolle verlor. Er stürzte mit 40 bis 50 km/h in einen Hang. «Es überschlug mich zirka 200 Meter unterhalb vom Gipfel des Hirzli. Es waren sehr rasch Menschen zur Stelle, die Erste Hilfe leisteten.» Elmer verspürte starke Schmerzen im Rücken und seine Beine fühlte er nicht mehr. Noch während ihn die Rega ins Unispital Zürich flog, operierte der Arzt der Rega zum ersten Mal seine Füsse. Durch den vielen Dreck, der sich beim Sturz in die Wunden bohrte, kam es immer wieder zu Infekten und es folgten noch vier Operationen. «Ich hatte grosses Glück, dass die Füsse nicht amputiert werden mussten.» Durch die vielen Schmerzmittel und die Antibiotika versagte seine Leber und er musste zur Dialyse. Erst danach kam der Glarner ins Paraplegiker-Zentrum in Nottwil. «Lange habe ich nicht geglaubt, dass ich nicht mehr gehen werde. Ich akzeptierte es erst, als ich bei der Physiotherapie meinen Körper selbst spüren konnte.» Die komplette Paraplegie bedeutet, dass Elmer zwar aufstehen aber nicht gehen kann. Am meisten habe ihm zu schaffen gemacht, dass seine Blase und der Darm nicht mehr selbst arbeiten. «Die Inkontinenz war mit grosser Scham verbunden. Heute habe ich das dank Einläufen im Griff.»

      Gründung des Vereins SPOCAP

      Bereits während dem Aufenthalt im Paraplegiker-Zentrum versuchte sich Elmer am Badmintonsport. Kurz nach seiner Entlassung aus der Reha nahm er an der Schweizermeisterschaft teil – schon sechs Monate später reiste er an internationale Turniere nach Irland und Dänemark. «Um das Training, das Lernen und die Arbeit unter einen Hut zu bekommen, brauche ich viel Kraft», so Elmer. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, 2020 den Verein SPOCAP zu gründen. Da vor allem Menschen, die krankheitsbedingt auf einen Rollstuhl angewiesen sind, weniger Unterstützung hätten. «Wir fördern Sport für Menschen mit Handicap. Sport bildet einen wichtigen Ausgleich zum sonst stark eingeschränkten Alltag.» Freie Zeit für sich, für die Familie oder für Freunde ist seit dem Unfall ein rares Gut. «In all dieser Zeit blieb mir auch fast keine Zeit, Freundschaften zu pflegen. Das will ich nach der EM und nach meinem Berufsabschluss nachholen.»

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